BION – Chronik

Zur 10.jährigen Jubiläumsfeier von BION am 01.12.2024

Herr Prof. Barthlott, können Sie uns etwas zur Entstehungsgeschichte von BION berichten?

Danke, gerne. Es ist eine komplizierte Gründungsgeschichte, die 2010 begann. 

Im Mai 2008 fand in Bonn die COP 9 zur CBD (Convention on Biological Diversity) statt. Als Mitglied der Deutschen Delegation organisierte ich mit dem Museum Koenig die Vorkonferenz „Biodiversity Research – Safeguarding the Future. Bei dieser Konferenz kam es zu einem ersten Gedankenaustauch mit Walter Erdelen, der als Beigeordneter Generaldirektor für Naturwissenschaften der UNESCO an dem Treffen teilnahm und den ich von früher kannte.

2010 war das Jahr der Biodiversität der Vereinten Nationen. Der UNESCO -Launch fand im Januar in Paris statt. Prof. Erdelen hatte die Veranstaltung konzipiert und moderiert: Etwa 1000 Teilnehmer, darunter eine Reihe von Staatspräsidenten und Regierungschefs waren anwesend. Ich war ziemlich überrascht, als ich von Walter Erdelen eine Einladung zu einem Hauptvortrag erhalten hatte.

Am Abend des 26. Januar traf ich mich mit ihm in der Brasserie „Le Ségur“ zum Nachgespräch. Er schlug vor- und wir überlegten zusammen – ob man in Bonn, der ehemaligen Hauptstadt der Bundesrepublik mit ihren vielen relevanten Institutionen ein „Meta-Netzwerk“ zum Thema „Biodiversität“ einrichten könne. Es sollte die bereits vorhandene Vielzahl von Akteuren bestehender Institutionen und Organisationen zu einer Informations- und Forschungsdrehscheibe vernetzten.

Zwar hatte ich unter anderem bereits 1997 das Deutsche Sekretariat von DIVERSITAS etabliert und geleitet – aber mir fehlte die politische Erfahrung für die Neugründung eines solchen Netzwerkes. Da war der politisch erfahrene Wissenschaftler Walter Erdelen gefragt. Das Rektorat unserer Universität unterstützte unseren Plan – und mit Frau Dr. Maria-Hohn-Berghorn hatten wir eine hoch kompetente und befürwortende Ansprechpartnerin bei der Stadt-Bonn.

Es folgten bereits 2010 erste Treffen mit potentiellen Netzwerkteilnehmern. Höchst bedeutend war dabei das unverändert hohe Interesse der Universität Bonn an dem Netzwerkt: der Rektor und der damaligen Kanzler Rainer Lutz spielten eine entscheidende Rolle. Die Universität stellte informell auch die ersten Finanzmittel zur Deckung der Kosten zur Verfügung.

2011. Das einprägsame Akronym für unser Netzwerk „BION“ erfanden wir am Rande meiner Emeritierungsfeier am 1. Juli 2011 im Botanischen Garten Bonn. Bei dieser Gelegenheit gab es Kontakte zwischen Frau Dr. Hohn-Berghorn von der Stadt Bonn und Frau Nicola Breier vom BMU zu möglicher Finanzierung.

Das entscheidende Treffen arrangierte Frau Hohn-Berghorn mit Walter Erdelen und mir im Herbst 2010 hier im Alten Rathaus – also an genau dieser heutigen Stelle, Täter kehren ja immer wieder an den Tatort zurück. Ziel war es im Herbst 2011, eine erste Liste der möglichen Mitglieder des Biodiversitäts-Netzwerkes zu erstellen und eine Anschubfinanzierung zu finden. Dazu hatten wir zwei weitere Teilnehmer eingeladen: vom Auswärtigen Amt den ehemaligen Botschafter Harald Ganns (damals u. A. Sonderbeauftragter de UN-Organisationen in Bonn) und Professor Karl-Heinz Erdmann vom Bundesamt für Naturschutz.

Es folgten unzählig viele zeitaufwendige Besuche bei rund 75 in Bonn ansässigen Institutionen bis hin zu der damals zuständigen Nordrhein-Westfälischen Ministerin Svenja Schulze in Düsseldorf. BION begann sich 2011 zu konsolidieren – wir identifizierten rund 55 Interessenten. Im Oktober des gleichen Jahres fand ein „Core Group Meeting“ und die Vorstellung des Netzwerkes durch Walter Erdelen mit der Universität, der Stadt, dem BfN, dem UN-Campus und weiteren Interessenten statt.

2012 folgten zwei Multi-Stakeholder-Treffen mit potentiellen Partnern. Unser Antrag auf Finanzierung beim Bundesamt für Naturschutz hatte damals leider keinen Erfolg. Ich war zudem seit 2011 emeritiert, hatte aber mit Professor Weigend das Glück eines äußerst kompetenten und an BION interessierten Nachfolgers. Im September 2014 stellten Prof. Weigend und ich BION noch einmal mit öffentlichen Abendvorträgen an der Universität vor.

Maximilian Weigend erreichte unterstützt von Dr. Jens Mutke 2014 die Finanzierung über das BfN und übernahm erfolgreich die Leitung von BION für die ersten Jahre. Im gleichen Jahr fand dazu ein vom DAAD finanzierter Sommerkurs mit Studenten aus 23 Ländern in Bonn statt. Es folgte die erste internationale BION-Konferenz „Biodiversity Today for Tomorrow“ vom 17.-19. September 2014 im Wissenschaftszentrum Bonn mit rund 300 Wissenschaftlern aus 38 Ländern. Später übernahm Wolfgang Wägele den BION Chair, es folgte Wiltrud Terlau – und damit sind wir beim heutigen Tag…..

Ich fasse zusammenfassen: Idee und das Konzept von BION entstanden im Januar am Rande einer UNESCO-Konferenz 2010 in Paris in einer Brasserie, es folgte der schwierige vierjährige Prozess der Etablierung und Finanzierung bis 2014.

Ich freue mich nach zehn Jahren heute 2024: es war keine „Schnapsidee“. BION ist quicklebendigHerzlichen Glückwunsch!

 

Die Gründung von BION

BION wurde 2013/2014 vom ehem. beigeordneten Generaldirektor für Naturwissenschaften und Technik der UNESCO, Prof. Dr. Walter Erdelen, und dem Direktor des Nees Instituts und der Botanischen Gärten der Universität Bonn, Prof. Dr. Wilhelm Barthlott ins Leben gerufen. Beide konnten die relevanten Institutionen der Region Bonn/Rhein-Sieg zur Vernetzung in der BION-Initiative überzeugen. Die Nachfolge hat als BION-Sprecher Prof. Dr. Maximilian Weigend, ebenfalls Direktor der Botanischen Gärten der Universität Bonn und Professor für Biodiversität der Pflanzen am Bonner Institut für Organismische Biologie (BIOB, Universität Bonn) übernommen. Insgesamt gab es mehrere Konferenzen, Workshops, Vorlesungsreihen, und Beteiligungen an publikumswirksamen Aktivitäten (u.a. Tag der Artenvielfalt, Konferenz der Arten). Teilmengen der BION Gruppen haben zahlreiche Projekte zur Forschung und Wissensvermittlung in der Region und auch überregional durchgeführt.

Aktuell gehören zu den BION Partnern der Region Bonn/Rhein-Sieg:

  • internationale Organisationen (z. B. UNU, UNCCD, IPBES Sekretariat, Global Crop Diversity Trust),
  • akademische Einrichtungen,
  • Bundesministerien (z. B. BMU, BMBF, BMZ, BMEL) und nachgeordnete Behörden (BfN, BLE),
  • Fördereinrichtungen (Alexander von Humboldt-Stiftung, DFG, DAAD),
  • die Stadt Bonn und die Region Bonn/Rhein-Sieg
  • verschiedene Nichtregierungsorganisationen und engagierte Einzelpersonen

Die lokalen, regionalen, nationalen, und internationalen Arbeitsschwerpunkte von BION und BION Partnern kommen auf lokaler, regionaler, nationaler, und internationaler Ebene zum Einsatz.